Zwischen Wickeltisch und Karriereleiter

Die Bandbreite männlicher Erfahrungswelten ist heute groß. Und laugt oft aus.

Männer haben es in unserer Zeit nicht leicht. Sie werden viel mehr in Frage gestellt als früher, müssen sich beruflich und privat oft mit selbstbewussten Frauen auseinandersetzen.
Dass sie Hemden bügeln, kochen und Windeln wechseln, gehört zum Alltag vieler moderner Partnerschaften – und gilt dennoch nicht überall als cool. Sie sollen männliche Durchsetzungskraft besitzen und zugleich einfühlsam sein. Ein klassisches Männerbild als Orientierungshilfe existiert nicht mehr. Die homöopathische Praxis bestätigt das Ergebnis medizinischer Studien: Viele Männern leiden, haben aber Mühe, sich aktiv um ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden zu kümmern. Auch diejenigen, die Hilfe durch Homöopathie suchen, brauchen nicht selten Ermutigung, besser für sich zu sorgen. Erschöpfungsmittel spielen therapeutisch eine wichtige Rolle. Kalium phosphoricum etwa, eine Arznei für Menschen, die hohes Pflichtgefühl und große Fürsorglichkeit auslaugt. Oder Sepia, an sich ein klassisches Frauenmittel, bei dem die chronische Mehrfachbelastung durch Beruf, häusliche Pflichten und Kinderbetreuung zunehmend gleichgültig, reizbar und sexuell lustlos macht. Auch Kummermittel wie Natrium muriaticum werden benötigt. Gehen doch rund 80% aller Trennungen von Frauen aus. Zurück bleiben oft Männer und Väter, die das Verlassenwerden jahrelang nicht verkraften.
Bei all dem gibt es einen sehr trostreichen Aspekt: Zwischen Wickeltisch und Karriereleiter, Tränentälern und emotionalen Gipfelerlebnissen hatte noch keine Männergeneration die Möglichkeit, so viele unterschiedliche Erfahrungswelten zu betreten. Das bereichert sie selbst und unsere Welt. Sehr sogar.

Quelle: Salzburger Nachrichten vom 24.01.11

Barbara Stelzer

Barbara Stelzer

Autorin

Die Autorin ist Mitglied des Traunsteiner Qualitätszirkels für Klassische Homöopathie und arbeitet als zertifizierte Homöopathin in Bad Reichenhall.