Die Laudatio zum 270.Geburtstag von Dr.Samuel Hahnemann

Berührende Würdigung eines außergewöhnlichen Menschen

Die Laudatio zum 270.Geburtstag von Dr.Samuel Hahnemann von Josef-Karl Graspeuntner beim Festakt der 8.Traunsteiner Homöopathietage am 10.4.2025

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde und Patienten der Homöopathie –  verehrte Damen und Herren, 

heute feiern wir den 270. Geburtstag eines Mannes, dessen Geist die Grenzen seiner Zeit sprengte und dessen Herz die Welt nachhaltig berührt:

Dr. Christian Friedrich Samuel Hahnemann, den Begründer der Homöopathie. Ein Visionär, ein Heiler, ein Genie – ein Mensch, der die Medizin revolutionierte und uns bis heute inspiriert.

Hahnemann-Porträt von Isabella Saikia Kretzdorn, Mitglied im Sociétaire der Société National des Beaux-Arts, Paris

Geboren am 10. April 1755 in Meißen als Sohn eines bescheidenen Porzellanmalers, zeigte Hahnemann schon früh eine außergewöhnliche Begabung, die ihn über seine Herkunft hinauswachsen lassen sollte. Dank eines Stipendiums an der Fürstenschule St. Afra erhielt er von 1771 bis 1775 eine Form von Bildung, die seinen Horizont erweiterte: Latein, Griechisch, Mathematik, Naturwissenschaften und moderne Sprachen wie Französisch öffneten ihm die Tore zur Welt des Wissens [1][2][5]. Diese Grundlage prägte sein ganzheitliches Denken, das später die Entwicklung der Homöopathie erst möglich machen sollte.

Meissen, Albrechtsburg

 1775 begann er sein Medizinstudium in Leipzig – der erste Schritt auf seinem Weg, die Heilkunst für immer zu verändern [3]. 

Hahnemann war nicht nur ein Gelehrter, sondern vor allem auch ein Suchender.

Unzufrieden mit den harten medizinischen Methoden seiner Zeit – Aderlass, giftige Quecksilberpräparate, unnötiges Leiden – wagte er es, einen neuen Pfad zu beschreiten. Mit seinem Prinzip „Similia similibus curentur“ – „Ähnliches mit Ähnlichem heilen“ – und der genialen Idee der Potenzierung von Arzneien schuf er eine Medizin, die sanft, präzise und menschlich wirkte. Sein Hauptwerk, das >Organon der Heilkunst<, ist ein Denkmal seines Schaffens, ein Meilenstein, der bis heute Grundlage für eine erfolgreiche homöopathische Behandlungen ist [2][4]. Trotz Spott und Widerstand blieb er standhaft, getrieben von einem unerschütterlichen Glauben an die Kraft der Natur und die Würde des Menschen [5][6]. 

Doch Hahnemanns Geschichte ist mehr als eine Chronik wissenschaftlicher Errungenschaften – sie ist eine Geschichte von Herz und Hoffnung.

Mit 79 Jahren, verwitwet und zurückgezogen in Köthen, schien sein Lebensweg sich dem Ende zuzuneigen. Er hatte sich, wie er selbst sagte, auf das Sterben vorbereitet. Doch das Schicksal wollte es anders. 1834 trat Mélanie d’Hervilly in sein Leben – eine gebildete, leidenschaftliche Französin, die als Patientin zu ihm kam und als Seelenverwandte blieb. Aus einem ärztlichen Gespräch wurde Freundschaft, aus Freundschaft Liebe. 1835, im Alter von 80 Jahren, heirateten die beiden.  Sie zogen nach Paris – ein Neubeginn, der den Betagten in ungeahnter Blüte erstrahlen ließ [3][7]. 

In Paris entfaltete sich Hahnemanns Genie auf eine Weise, die selbst seine kühnsten Träume übertraf. Mit Mélanies Unterstützung baute er eine florierende Praxis auf – von der Rue des Saints-Pères über die Rue de Madame bis zur prächtigen Villa in der Rue de Milan Nr. 1.

Bis zu 20 Patienten täglich suchten seine Hilfe, darunter Berühmtheiten wie Niccolò Paganini, Pauline Viardot Garcia und James de Rothschild.

Mélanie, selbst eine begabte Heilerin, behandelte Arme unentgeltlich – ein Spiegel ihrer gemeinsamen Menschlichkeit [8]. Wie Dr. Carl Rudolf Klinkenberg in seinem Vortrag „Hahnemann in Paris“ beim LMHI-Kongress 2017 so treffend schildert, waren diese Jahre ein Triumph des Geistes und der Liebe [9]. 

Hahnemann blieb bescheiden, trotz seines Ruhms. „Alles kommt von oben, von Gott“, sagte er oft und sah sich als Diener einer höheren Macht.

In Paris blühte er auf: Er besuchte Opern, empfing Kollegen aus aller Welt und arbeitete unermüdlich an der 6. Auflage seines Organon. Bis zu seinem Tod am 2. Juli 1843 blieb er ein unermüdlicher Verfechter seiner Lehre, die durch ihn weltweite Anerkennung fand – ein Vermächtnis, das selbst Johann Wolfgang von Goethe beeindruckte, der sich in seinen späten Jahren homöopathisch behandeln ließ und Hahnemanns Werk bewunderte [10]. 

Samuel Hahnemann war mehr als ein Mediziner. Er war ein Mann, der mit Liebe heilte – Liebe zur Menschheit, zur Heilkunst und zu Mélanie, die ihn bis zuletzt begleitete und seinen letzten Wunsch erfüllte, ihn mit den Worten „Non inutilis vixi“ – „Ich habe nicht unnütz gelebt“ – zu bestatten. Sein Leben war ein Geschenk, seine Lehre ein Licht, das uns auch 270 Jahre nach seiner Geburt leitet.

Lassen Sie uns ihn heute ehren – als einen der großen Söhne der Medizin, als einen Menschen, dessen Herz und Geist die Welt inspirierten. 

Hahnemanns Erbe ehren wir nun in den kommenden zwei Stunden auf eine inspirierende Weise mit unserem heutigen Jubiläumskonzert.

Mit Manuel Lauerer vom Mozarteum Salzburg, gemeinsam mit Sebastian Thiel – Musiklehrer und Leiter des bekannten Jugendorchesters aus Trostberg – und Dr. med. Adrian Wenzel, Facharzt und begeisterter Orchestermusiker, werden wir gleich Werke von Mozart, Brahms, Schumann und Paganini erleben – allesamt Zeitgenossen Hahnemanns und von seiner Epoche geprägt.

Diese Musik entstammt einer Zeit der Aufklärung, des Wissensdurstes und der unermüdlichen Anstrengung die eigenen Fähigkeiten zu verbessern – Werte also, die auch Hahnemann in seinem Leben und Schaffen verkörperte und denen wir im Kompetenzzentrum Homöopathie und alle Homöopathen weltweit versuchen nachzustreben.

Das Konzert zum Fest 270 Jahre Dr. Samule Hahnemann mit Manuel Lauerer, Sebastian Thiel und Dr. Andreas Wenzel

Lassen Sie uns nun in diese Klänge eintauchen, die wie seine Homöopathie die Seele berühren und erheben, und so den Bogen spannen von Hahnemanns geniusvollem Geist zur Schönheit der Kunst, die uns heute an seinem Geburtstag im Geiste mit ihm und seiner Frau Melanie verbindet.

Vielen Dank. 

Der Podcast zum Leben von Dr.Samuel Hahnemann mit Josef-Karl Graspeuntner und Barbara Stelzer

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Hahnemann-Biographien:

Robert Jütte: Samuel Hahnemann.Begründer der Homöopathie.

Rima Handley: Eine homöopathische Liebesgeschichte. Samuel und Melanie Hahnemann. Beck´sche Reihe

Quellenangaben Laudatio:

[1] Samuel Hahnemann – Sachsen gestern und heutehttps://www.geschichte.sachsen.de/samuel-hahnemann-5746.html

[2] Samuel Hahnemann – Hahnemanniahttps://www.hahnemannia.de/index.php/samuel-hahnemann/

[3] Samuel Hahnemann – Wikipediahttps://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Hahnemann

[4] Homöopathie-Begründer Samuel Hahnemann | MDR.DEhttps://www.mdr.de/geschichte/weitere-epochen/neuzeit/homoeopathie-erfinder-samuel-hahnemann-100.html

[5] Dr. Samuel Hahnemann (1755-1843) – Stadt Köthen (Anhalt)https://www.koethen-anhalt.de/de/samuel-hahnemann.html

[6] Samuel Hahnemann, ein Mensch voller Widersprüche – Ärzte Zeitunghttps://www.aerztezeitung.de/Panorama/Samuel-Hahnemann-ein-Mensch-voller-Widersprueche-328235.html

[7] Mélanie Hahnemann – Wikipediahttps://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A9lanie_Hahnemann

[8] Biografie Christian Friedrich Samuel Hahnemannhttps://www.naturheilpraxis-schueller.de/fachblog/biografie-hahnemann/

[9] Hahnemann in Paris – Dr. Carl Rudolf Klinkenberghttps://drklinkenberg.de/publikationen/hahnemann-in-paris

[10] Goethe und die Arzneikunde – Deutsche Apotheker Zeitunghttps://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-29-2008/goethe-und-die-arzneikunde 

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