Autsch, das Ohr

Ohrenschmerzen homöopathisch behandeln:
Die akute Ohrenentzündung – hier ist schnelle Hilfe gefragt

Ohrenschmerzen sind eine häufige Erkrankung im Kindesalter. Etwa 75-95% aller Kinder erkranken in den ersten 3 Lebensjahren mindestens einmal an einer Mittelohrentzündung.

Die akute Mittelohrentzündung beginnt in der Regel im Anschluss an einen viralen Infekt der oberen Atemwege mit Fieber und Ohrenschmerzen. Bei Säuglingen kann man Symptome wie heftiges Weinen und Schreien, Unruhe, Schlaflosigkeit und Anfassen des Ohres beobachten. Bei der Untersuchung mit dem Otoskop findet man zu Beginn der Erkrankung eine Rötung des Trommelfells, im weiteren Verlauf dann eine Vorwölbung des Trommelfells und möglicherweise eitriges Sekret.

In diesen akuten Krankheitszuständen haben sich homöopathische Akutmittel bewährt, die von einem fachkundigen Therapeuten nach sorgfältiger Untersuchung ausgewählt oft die Schmerzen und  den Entzündungsprozess günstig beeinflussen können und so zu einer zeitnahen Erleichterung führen können.

Ein häufiges Nachspiel von akuten Ohrenschmerzen – der Paukenerguss

Im Anschluss an die akute Mittelohrentzündung bildet sich oft ein Paukenerguss.

Es handelt sich um eine Schwellung der Schleimhaut mit Sekretbildung in der Ohrtrompete, welche dazu führt, dass das Mittelohr nur mangelhaft oder gar nicht mehr belüftet werden kann.

Auch ohne vorhergehende Mittelohrentzündung kann über eine meist virale Infektion (z.B. Schnupfen) durch eine Schleimhautschwellung im Bereich des Ohres ein Paukenerguss entstehen. Beim Kind findet sich häufig eine Verlegung des Nasenrachens durch eine geschwollene und keimbesiedelte Rachenmandel. Durch ein allergisch bedingtes Zuschwellen kann ebenfalls ein Paukenerguss entstehen.

Schwerhörigkeit und Druck auf den Ohren – Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Patienten mit einem Paukenerguss können auffällig werden durch eine unterschiedlich ausgeprägte Schwerhörigkeit. Kleinkinder reagieren nicht adäquat auf Stimmen oder Umgebungsgeräusche, zum Beispiel wenden sie sich nicht der entsprechenden Schallquelle zu. Erwachsene berichten häufig zusätzlich über ein Druck- und Völlegefühl im Ohr. Ein persistierender Paukenerguss kann bei Kindern zu einer Sprachentwicklungsstörung, gestörten Hörentwicklung und eventuell auch Verhaltensauffälligkeiten führen.

Besteht unmittelbarer Handlungsbedarf – oder sollen wir lieber noch abwarten?

Die mehr chronische, länger bestehende Form findet sich nicht selten als Begleiterscheinung von Adenoiden, umgangssprachlich „Polypen“ genannt und Allergien.  Auch die engeren anatomischen Verhältnisse bei Kindern im Bereich des Ohres begünstigen die Entstehung eines Paukenergusses.

Nach einer durchgemachten akuten Otitis media leiden etwa 70% der Betroffenen für 2 Wochen, 50% für 4 Wochen, 20% für 2 Monate und 10% für mindestens 3 Monate an einem Paukenerguss. Reihenuntersuchungen haben gezeigt, dass Paukenergüsse eine Chance zur Selbstheilung haben.

Die Spontanheilungsrate nimmt jedoch ab, je länger der Paukenerguss fortbesteht. So heilen zum Beispiel Paukenergüsse nach akuter Mittelohrentzündung bei Kindern nach 3 Monaten in 75% aus. Chronische Paukenergüsse mit einer Dauer von über 3 Monaten heilen nach 6-12 Monaten nur noch in ungefähr 30% der Fälle aus.

Zeitfenster sinnvoll nutzen – homöopathische Therapie

Die medizinischen Leitlinien sehen vor, dass bei Kindern mit Paukenerguss ohne zusätzliche Risikofaktoren ein Zeitraum von etwa 3 Monaten abgewartet werden sollte, bevor eine operative Intervention in Betracht gezogen wird. So ergibt sich ein solides Zeitfenster für eine homöopathische Therapie.

Schulmedizinische Therapieoptionen – was besagen die ärztlichen Leitlinien?

Nach den ärztlichen Leitlinien sollen systemische Steroide, Antibiotika oder Antihistaminika bei Kindern ohne zusätzliche Begleitsymptome nicht zur Behandlung eines Paukenergusses verwendet werden. Kinder mit Paukenergüssen sollten bis zur Auflösung des Ergusses nachkontrolliert werden.

Üblicherweise werden schleimlösende Medikamente sowie cortisonhaltige Nasentropfen verordnet.

In einer Metaanalyse von 2014 (Boonacker et al., 2014) konnte bei Kindern unter 4 Jahren kein Vorteil der Adenotomie (operative Entfernung von „Polypen“) bei der Behandlung von Paukenergüssen gezeigt werden. Deswegen wird in der amerikanischen Leitlinie (Clinical Practice Guideline: Otitis Media with Effusion (Update); Rosenfeld et al., 2016) bei Kindern unter 4 Jahren mit einem Paukenerguss lediglich die Anlage von Paukenröhrchen empfohlen; eine Adenotomie sollte nur bei entsprechenden Beschwerden (Nasenatmungsbehinderung, chronische Adenoiditis) durchgeführt werden.

Bei Kindern über 4 Jahren könne eine Adenotomie, eine Paukenröhrcheneinlage oder beides empfohlen werden.

Die häufigste Komplikation nach Paukenröhrcheneinlage ist die entzündliche Otorrhoe. Weitere Probleme stellen der Verschluss des Lumens des Paukenröhrchens, die vorzeitige Abstoßung des Paukenröhrchens sowie ein Abgleiten in die Pauke dar (Kay et al., 2001). Auch nach operativer Therapie kann es zum erneuten Auftreten eines Paukenergusses kommen (Corbeel 2007).

Homöopathischer Ansatz – sanfte und ganzheitliche Therapie

Da sich aus der schulmedizinischen Herangehensweise bei einem Paukenerguss ohnehin ein Zeitfenster ergibt, in dem Spielraum für komplementäre Herangehensweisen besteht, erhalten wir hier eine Chance für eine umfassende homöopathische Behandlung, die auch die Ursachen des Paukenergusses miteinbeziehen kann.

Denn auch bei wiederkehrenden akuten Mittelohrentzündungen kann man das Immunsystem mit einer homöopathischen Behandlung stärken, so dass die Anfälligkeit für diese akuten Entzündungszustände abnimmt.

Denn wenn Infektanfälligkeit, adenoide Wucherungen oder Allergien den möglicherweise auch wiederkehrenden Ohrenschmerzen und Paukenergüssen zugrunde liegen, kann man mit einer konstitutionellen homöopathischen Therapie oftmals eine Umstimmung des Organismus und im weitern Verlauf eine Stabilisierung des Geschehens beobachten.

Irmgard Leitner

Irmgard Leitner

Praxis für klassische Homöopathie
Nonn 87
83435 Bad Reichenhall
Telefon: +49 / 8651 / 718115
E-Mail: naturheilpraxis-leiter@web.de

Babyfoto: Foto von Burst auf Pexels.com

Weitere Beiträge